Die Winkelfehlsichtigkeit
Ergibt die Refraktion auf jedem Einzelauge eine hohe Sehschärfe von 100 % oder sogar darüber hinaus, muss es nicht zwangsläufig bedeuten, dass dies zu einem bequemen, binokularen Sehen führt. Gar nicht so selten liegen Sehfehler vor, die den Gleichlauf beider Augen beeinträchtigen und so zu Beschwerden führen, die vom Betroffenen unter Umständen nicht mit dem Sehen in Zusammenhang gebracht werden. Mögliche Anzeichen können sein:
Störende Lichtempfindlichkeit
Verspannungen im Hals-Nacken-Schulterbereich
Druckgefühl in der Stirn, Kopfschmerzen, Migräne
Häufiges Augenreiben
Augenbrennen, Augentränen, gerötete Augen
Konzentrationsprobleme beim Lesen, Bildschirmarbeit oder langen Autofahrten
Wenn bei Ihnen eins oder mehrere dieser Anzeichen bestehen und eine Erkrankung als Ursache nicht gefunden wurde, ist eine Prüfung auf Winkelfehlsichtigkeit empfehlenswert.
Was versteht man unter Winkelfehlsichtigkeit?
Im Idealfall treffen sich die beiden Sehachsen unserer Augen im angeblickten Fixierpunkt O. Die Einzelbilder in jedem Auge treffen auf korrespondierende Netzhautzellen, die dann vom Gehirn zu einem Gemeinschaftsbild verschmolzen werden. Es entsteht Stereopsis, die höchste Qualitätsstufe des beidäugigen Sehens.
Bei Stellungsanomalien des Augenpaares, also bei Abweichung der
Sehachsen aus der Idealstellung, leitet das Sehzentrum Hilfsmaßnahmen
ein (Fusion), um mit Hilfe von gegensinnigen Augenbewegungen
unverträgliche Doppelbilder zu vermeiden. Dieser Vorgang ist
unwillkürlich. Je nachdem, wie stark die Abweichung ist, wird mehr oder weniger Fusion beansprucht. Beim Betroffenen ist äußerlich keine Abweichung der Augenstellung erkennbar. Konvergenzbewegungen des
Augenpaares (Drehung nach innen) werden leichter ausgeführt als nach außen, oben und unten.
Nimmt die Fusion einen zu hohen Anteil an, kann es zu Anstrengungsbeschwerden (Asthenopie) kommen. Diese kann sich sehr quälend auswirken, wie z. B. durch Konzentrationsschwäche, schnelle Ermüdung, lichtscheu, Kopfschmerzen, Leseschwäche bei Kindern, unbestimmte Allgemeinbeschwerden mit Leistungsabfall in der Schule oder im Beruf.
Was kann man dagegen tun?
Stellen wir eine Winkelfehlsichtigkeit fest, die das Binokularsehen maßgeblich beeinträchtigt, so kann in den meisten Fällen eine prismatische Korrektur für Abhilfe sorgen. Die prismatische Komponente dieser Brillengläser sorgt dafür, dass sich die Sehachsen beider Augen wieder im angeblickten Fixierpunkt O treffen. Eine spürbare Linderung der asthenopischen Beschwerden ist dann ebenfalls zu verzeichnen. Der Betroffene ist oft wieder beschwerdefrei.
Eine prismatische Korrektur kann jederzeit wieder rückgängig gemacht werden. Alle Beeinträchtigungen werden sich ebenfalls wieder einstellen, genau wie vor der Behandlung.
Eine Winkelfehlsichtigkeit ist nicht heilbar. In extremen Fällen kann jedoch eine chirurgische Korrektur der Augenmuskeln für Linderung sorgen.